Bienenfreundlich Aufforsten

Hessen ist gemeinsam mit Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland in Deutschland. Die Waldfläche in Hessen beträgt etwa 894.180 ha. Insgesamt zählt Hessen rund 60.000 Waldbesitzer, von denen der überwiegende Anteil Kleinprivatwaldbesitzer sind. Immerhin ein Viertel der gesamten Waldfläche in Hessen ist Privatwald und davon ein Drittel bäuerlicher Kleinprivatwald.

Im Projekt “zukunftsfähiger Bienenwald” möchten wir für interessierte Waldbesitzer ein Konzept entwickeln, wie bei der Wiederbewaldung von Anfang an explizit der Lebensraum blütenbestäubender Insekten verbessert werden kann.

Das Konzept des zukunftsfähigen Bienenwaldes sieht ihre innovative Idee als sinnvolle und dringend notwendige Ergänzung zu bestehenden Konzepten. Klassischerweise fand der Aspekt multifunktionaler Waldbewirtschaftung in Mitteleuropa wenig Beachtung. Der Gedanke eines insekten- bzw. bienenfreundlichen Waldes ist eine echte Lücke in aktuellen Waldbauverfahren. Während der Prozessnaturschutz in späteren Entwicklungsstadien des Waldes einen wichtigen Beitrag zum Erhalt anderer Zielarten leistet, soll in diesem Projekt vorrangig die Artengruppe der Bienen in einer jungen Phase der Waldentwicklung betrachtet werden. Im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen der Bestäuberförderung im Waldbereich, werden dabei aber nicht nur Blühflächen an den Innen- und Außenrändern des Waldes angelegt oder größere Flächen mit blühenden Sträuchern bepflanzt. Sondern es werden flächig gewinnbringende Stammholzarten als Nahrungsgrundlage und weitere Nahrungspflanzen für Bestäuberinsekten kombiniert. Dadurch soll der Brückenschlag zwischen Wirtschaftlichkeit und Naturschutzaspekten für die Waldbesitzer erleichtert werden. Zunächst werden daher im Projekt blühende Stammhölzer sowie Blühsträucher und blühende Krautvegetation in ihrem frühen Sukzessionsverlauf untersucht, um daraus Empfehlungen für die flächige Umsetzung zu erarbeiten. Zusätzlich werden ältere Waldbestände mit bereits voll in Blüte stehender Bestockung untersucht, um neben ökologischem und ökonomischem Nutzen insbesondre den langfristigen Mehrwert blühender Baumarten für bestäubende Insekten zu erforschen.

Wald wird hierbei als gestaltbares Ökosystem gedacht, in dem sich natürliche Prozesse wie Sukzession, Wuchshöhen, Licht- und Schattenbedarfe der Pflanzen zu Nutze gemacht werden, um von Beginn an neben dem hohen ökologischen, auch einen wirtschaftlichen Nutzen zu generieren.
Durch die Kooperation mit der regionalen Forstbetriebsgemeinschaft, in der zahlreiche überwiegend Kleinwaldbesitzer organisiert sind und Forstämtern des Landes Hessen ist Informationstransfer bis hin zu urbanen Waldbesitzern möglich. “Urbane Waldbesitzer” leben meist in Städten. Sie haben Wald geerbt, aber kaum Bezug zu diesem Besitz und kümmern sich daher oftmals unzureichend. Manche wissen nicht, wo ihr Wald liegt. Diese Gruppe hat in der Regel keine primär ökonomischen Ziele, kann sich jedoch aus ökologischen Gründen mit dem “Stück Natur” verbunden fühlen. Das innovative Bienenwaldkonzept bietet die Möglichkeit urbane Waldbesitzer anzusprechen und für die Waldbewirtschaftung zu gewinnen.